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D. Emmerich

Die Sache mit der Dankbarkeit

Zugegebenermaßen habe ich mich schwer getan mit dem diesjährigen Jahresthema unserer Loge. „Ehrfurcht vor dem Leben“.

Ehrfurcht! Ehrfurcht ist ein sehr altes Wort. Das klingt für mich nach „sich fürchten“ vor etwas Größerem. Es klingt nach oben und unten. Einer oder eine hat das Sagen, die anderen haben zu gehorchen. Da ist jemandem Ehre, Verehrung entgegenzubringen und dieser Jemand ist furchteinflößend. Dieser Jemand muss unbedingt freundlich gestimmt werden. In meiner Recherche, was Ehrfurcht für andere bedeutet, habe ich schnell festgestellt, dass nicht alle Menschen den Begriff so konnotieren wie ich. Bei den gesammelten Begriffen stieß ich immer wieder auf den Begriff der Dankbarkeit.

Wenn Ehrfurcht mit Dankbarkeit assoziiert wird, so hat dies für mich eine völlig neue und positive Qualität in meiner eigenen Bewertung dieses Begriffes.

Gerade ist wieder ein Jahr zu Ende gegangen und für viele Menschen wie auch für mich, die Zeit das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Wofür bin ich dankbar?

Dankbarkeit setzt sich im Ursprung aus Denken und Gedenken zusammen. Dies wusste schon Thomas Mann als er den Satz prägte: „Denken und danken sind verwandte Wörter; wir danken dem Leben, in dem wir es bedenken.“

Dankbarkeit setzt also voraus, dass man sich erinnert an all das Gute, das einem widerfährt. Das wir das, was wir haben wertschätzen, ebenso wie Menschen, die uns positiv und offen begegnen. Auf der anderen Seite bedeutet dies auch, dass ein Mensch, der zu Dankbarkeit nicht fähig ist, ein schlechtes soziales Gedächtnis hat.

Wenn ich auf das zurückliegende Jahr blicke, fallen mir viele Dinge ein, für die ich dankbar bin. Ich habe ein schönes Zuhause und muss trotz erhöhter Energiepreise nicht frieren. Ich muss trotz steigender Lebensmittelkosten nicht hungern. Ich darf trotz Kriegen in der Welt, in Frieden leben. Ich habe eine Familie und Freunde und bin nicht einsam. Ich habe in der Freimaurerei eine Schwesternschaft dazu gewonnen. Um nur einige Dinge zu nennen. Vielleicht ist der Beginn eines neuen Jahres dazu da, das alte dankbar zu verabschieden und das neue Jahr mit Ehrfurcht und Freude zu beginnen.


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