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Ein kurzer Blick in die Geschichte

Die Entwicklung und Verbreitung von Frauenlogen ist innerhalb Europas sehr unterschiedlich verlaufen. In Deutschland ging sie vergleichsweise langsam voran. Nach der Gründung des ersten Frauenzirkels 1949 in Berlin waren die Freimaurerinnen inhaltlich und konzeptionell aktiv, doch lange Zeit kam es nicht zur Gründung weiterer Zirkel. Obwohl bei der Aufbauarbeit u.a. die Teilung Berlins hinderlich war, gaben die Schwestern nicht auf. In den 80er Jahren ging es endlich weiter voran: In Düsseldorf und Wetzlar entstanden zwei neue Frauenlogen und die Frauen-Großloge, unter deren Dach mittlerweile 27 Logen mit insgesamt rund 560 Mitgliedern arbeiten. Darüber hinaus gibt es bundesweit mehrere Arbeitskreise, die neue Logen gründen wollen.

 

Mit Tatkraft zum ersten Erfolg 

In den 50er Jahren erlebten die Freimaurerinnen den Zauber des Anfangs und gingen die ersten Schritte ins Licht der Öffentlichkeit. Zeitungen berichteten begeistert über die Gründung des ersten Frauenzirkels in Deutschland und feierten dieses Ereignis als kleine Sensation. Doch trotz aller Euphorie gab es auch Rückschläge. Zwar unterstützten etliche Freimaurerbrüder die Frauen wohlwollend und engagiert, doch es gab auch erbitterte Gegner, die die Schließung des Zirkels forderten. Weil die Frauen sich aber zuvor eine Satzung gegeben und einen Verein gegründet hatten, der ins Vereinsregister eingetragen worden war, erwies sich diese Forderung als unrealistisch. Nur die Frauen selbst hätten ihren Verein auflösen können. Auch als es hieß, die Frauen dürften den Tempel der Männer nicht mehr nutzen, weil er dadurch "entweiht" würde, blieben die  Pionierinnen der weiblichen Freimaurerei zuversichtlich und ließen sich auch dadurch nicht entmutigen. Zum Glück galt das "Tempelverbot" nur von 1959 bis 1960; danach hatten die Brüder ein Einsehen.

 

Mit Geduld und Beharrlichkeit zur Konsolidierung

In den 60er und frühen 70er Jahren war es vergleichsweise ruhig um die Freimaurerinnen. In den Schriften der Brüder erschienen Artikel mit Beteuerungen, dass auf keinen Fall der Einzug der Frauen in den Freimaurerbund bevorstehe. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass der Frauenzirkel unter dem Schutz der Distriktsloge Berlin und der "Großen Landesloge A.f.u.A.M. (Alte Freie und Angenommene Maurer)" stehe. Der Distriktsmeister stand dem Frauenzirkel zur Seite, hatte aber nicht nur beratende und helfende Funktion, sondern auch die Kontrolle und oberste Aufsicht. Immerhin erhielt Christa von Puttkamer (1903-1995) die Erlaubnis, in den Publikationen der Brüder zwei Artikel zu veröffentlichen, in denen sie über die Arbeit der Frauen berichtet. In dieser Zeit verteilten die Frauen ihre eigene vereinsinterne Zeitschrift "Der Zirkel" an freimaurerische Bibliotheken und Institutionen. Ihr Ziel war, Spuren zu hinterlassen und auf keinen Fall im Dunkel der Geschichte zu verschwinden wie etwa die nicht mehr existierenden Adoptionslogen, über die es nur wenig Quellenmaterial gibt. Unsere Vorgängerinnen hatten Tatsachen geschaffen, die den Frauenlogen auf ungeahnte Weise den Weg in die Zukunft ebneten.

Mit Engagement und Selbstbewusstsein zur Unabhängigkeit

Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre konzentrierten sich die Berliner Schwestern mehr und mehr darauf, Kontakte in die westdeutschen Städte zu knüpfen und interessierten Frauen den freimaurerischen Gedanken näher zu bringen. 1982  machte die Gründung der beiden Kapitel "Tusculum" in Düsseldorf und "Unter dem Regenbogen" in Wetzlar den Aufbau eines Großkapitels als Dachverband möglich. Die Brüder halfen dabei; sie vollzogen die Gründungsrituale, übergaben den neuen Meisterinnen den Hammer und entließen sie aus der Schutzfunktion der A.F.u.A.M. 1983 benannten die Frauen die Kapitel und das Großkapitel um; sie hießen fortan Logen und Großloge. Seitdem arbeiten die Frauen selbständig und unabhängig von den Brüdern. Sie gründen nun selbst neue Frauenlogen und führen auch selbst die Rituale zur Lichteinbringung durch. Dennoch: Auch in den Folgejahren war die weitere Aufbauarbeit wegen der großen Entfernungen und der noch geringen Zahl der Schwestern mühsam und langwierig. Selbst heute ist es nicht einfach, neben eigener Berufstätigkeit, familiären Verpflichtungen, Hobbies und Freundeskreis die Zeit und Energie aufzubringen, weitere Pionierarbeit zu leisten. Doch die Mühe hat sich gelohnt und lohnt sich noch - und je mehr Frauenlogen gegründet werden, umso leichter wird die Weiterentwicklung - auch, weil die Anfahrtswege sich verkürzen.

Mit Wissen und Gestaltungswillen zur Anerkennung

Die bestehenden Frauenlogen arbeiten in den Logenhäusern der Brüder und nutzen dieselben Räume. Frauen- und Männerlogen sind zwar getrennte Vereine, pflegen aber freundschaftliche Kontakte untereinander und veranstalten gelegentlich Feiern, Empfänge oder Vortragsabende gemeinsam. Mittlerweile ist die Frauengroßloge von Deutschland Mitglied in vielen freimaurerischen Institutionen, u.a. in Kunst- und Forschungsvereinigungen sowie im internationalen Verband der europäischen Frauen-Großlogen "CLIMAF (Comité de Liaison International de la Maconnerie)".

Quellen:

Helga Widmann: Geschichte der Freimaurerinnen in Deutschland, in: 25 Jahre Frauen-Großloge von Deutschland 1982-2007.

Chronik der Frauen-Großloge von Deutschland (FGLD), Teil I. Die Anfänge in Berlin, 1. Aufl. 2004.

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